Transpyrenäen 2011 - Pilgerfahrt nach Lourdes

 

Planung und Vorbereitung

Erste und sehr vage Planungsansätze für eine mögliche Tour in den Pyrenäen gehen bei uns schon in das Jahr 2009 zurück. Wieder einmal war es einer der Liveberichte des Alpenzorros der Auslöser. Bei seiner Tour von den Kanaren an den Gardasee hatte er auch dieses westeuropäische Gebirge touchiert. Ich hatte danach ein bißchen im Internet recherchiert und bald festgestellt, dass die Informationsdichte über das dortige Bergradeln zumindest in deutscher Sprache recht dünn war. Für den französischen Teil des Gebirges waren teilweise recht brauchbare Beschreibungen über Touren zu finden. Für den spanischen Teil war dies kaum zu beurteilen. Zumindest nicht für einen Menschen ohne Spanischkenntnisse. Über den Winter war mein Interesse an den Pyrenäen dann wieder eingeschlafen. Den Sommer 2010 hatten wir dann bekanntermaßen doch wieder in den Alpen verbracht.

Im frühen Sommer 2011 war es dann wieder einmal soweit. Ein neues Ziel für eine Tour wurde gesucht. Eigentlich nur von mir. Elisabeth hatte so überhaupt keine Lust, sich irgendwelche Gedanken zu machen. Unzufriedenheit mit der Weltlage im Allgemeinen und Stress mit Arbeit im Speziellen waren nicht die geeignete Grundlage für eine von Enthusiasmus geprägte Suche nach geeigneten Zielen. Auch nach mehreren Anläufen konnte ich bei ihr kein Interesse für eine Sommertour wecken. Dabei war es egal, ob die Radlerei in den Alpen oder sonstwo stattfinden sollte.

Anfang Juli hatte ich es schließlich aufgegeben, für irgendwelche Pläne zu werben. Stattdessen habe ich mir im Internet ein paar Karten für die spanische Seite bestellt. Für die französische Seite hatte ich schon vor mehr als einem Jahr ein Sonderangebot des IGN de France genutzt und mir die beiden DVD mit den Karten der französischen Pyrenäen zum halben Preis zugelegt. Zweifellos gab es auf beiden Seiten des Gebirges eine recht reichhaltige Auswahl an Wegen.

Eine wesentlich wichtigere Frage, als die nach hübschen Wegen war jedoch, wie kommt man am besten von Augsburg in die Pyrenäen?

Wie immer, war es naheliegend, mit dem Auto an den Start zu Fahren. Die Routenberechnung ergab bei Google Maps bis an den Atlantik ca. 1500 km bei etwa 15 Stunden reiner Fahrzeit. Etwas kürzer war es an das Mittelmeer mit 1300 km und knapp 13 Stunden. Pausen eingerechnet, bedeutet dies in beiden Fällen eineinhalb Fahrtage. Und das gleich zweimal. Meine Lust darauf war nicht besonders ausgeprägt. Billig wäre es angesichts der Kilometer und der Mautgebühren auch nicht gerade gewesen.

Die zweite Möglichkeit war der Flieger. Prinzipiell eine gute Möglichkeit. Auf der französischen Seite war jedoch kein Flughafen zu finden, der von München oder Stuttgart zu einem noch akzeptablen Preis angeflogen wurde. Mit Barcelona und Bilbao gab es jedoch auf der spanischen Seite zwei Ziele, die auch noch relativ preisgünstig zu erreichen waren. Je Person und Rad war es möglich, zu der gewünschten Reisezeit für etwa 400 Euro Hin und Zurück zu buchen. Dazu war jedoch die Fahrt nach München oder Stuttgart mit Shuttle oder Zug zu rechnen. Alles in Allem damit 450 bis 500 Euro je Person. Gegenüber dem Auto war der große Vorteil eindeutig die wesentlich kürzere Reisezeit. Von der Haustür bis an den Zielort war es in etwa 8 Stunden und damit bequem in einem Tag zu schaffen.thumb Transpyrenäen 2011   Pilgerfahrt nach Lourdes 01

Der Form halber hatte ich auch auf der Website der Deutschen Bahn recherchiert, wie lange eine Fahrt nach Biarritz am Atlantik mit dem Rad dauern würde. Ich war nicht einmal überrascht, als Reisezeiten zwischen 28 und 32 Stunden angezeigt wurden. Mit 5 bis 7 Umstiegen war dabei nicht einmal zu erwarten, dass diese Zeitangaben auch eingehalten würden.

Mitte Juli war ich dann entschlossen, in die Pyrenäen zu reisen. Zur Not sogar ohne Elisabeth. Obwohl ich die Hoffnung, sie doch zum Mitfahren zu begeistern, noch nicht ganz aufgegeben hatte. Bei der Suche nach dem besseren Startort, Bilbao oder Barcelona, fiel die Wahl schließlich auf Bilbao. Man ist dort doch näher an den Bergen und muss nicht erst aus einer riesigen Stadt heraus.

Vor der Buchung eines Fluges wollte ich mir aber dann doch noch zumindest eine ganz grobe Strecke Richtung Barcelona zusammenstellen. Bei den Recherchen im Internet fand ich dabei in einem Forum für Straßenradler den Bericht eines deutschen Radlers, der erst wenige Wochen zuvor von Süddeutschland mit dem Zug nach Biarritz und auch wieder zurückgefahren war. Er hatte dabei keineswegs 30 Stunden gebraucht. Abreise war jeweils am Morgen und Ankunft am Abend. Sein Geheimnis lag in der Nutzung des französischen TGV. Nach seinen Aussagen konnte man mit diesem Zug recht günstig und sogar mit Rad reisen. Man musste es nur verpacken. Die Erfahrungsberichte anderer Radler sowie die Nutzungsbedingungen der französischen Bahn bestätigten schließlich seine Aussagen. Die Würfel waren damit wieder einmal zugunsten der Bahn gefallen.

Nachdem ich Elisabeth über meine aktuellen Pläne informiert hatte, konnte sie sich doch noch dazu entscheiden, mitzufahren. Mitte Juli wurden im Internet die Fahrkarten gebucht. Wegen ihrer nicht auszuräumenden Bedenken, es nicht innerhalb von drei Wochen vom Atlantik bis an das Mittelmeer zu schaffen, wurde die Reise kurzentschlossen in eine Rundtour umgewandelt. Start und Ziel sollten am Atlantik liegen. Zwei Tage später steckten unsere Fahrkarten im Briefkasten. Der Preis lag erfreulicherweise auch noch eindeutig unter den Kosten für den Flieger.

Ansonsten gab es nicht viel vorzubereiten. Beide Räder waren halbwegs ok. Nur mein Gerät wurde kurz vor der Abfahrt mit einem Bremsen-Sonderangebot ausgerüstet. Aus der Magura konnte ich trotz tagelanger Versuche einfach nicht alle Luftblasen entfernen und damit wieder eine hohe Bremskraft erzeugen. Vermutlich war der Bremshebel irgendwie die Ursache dafür, dass jeweils spätestens nach einem Tag wieder Luft im Systen war.

Sogar meine Schuhe des letzten Jahres durften wieder mit auf Tour. Bislang hatte es noch kein einziges Paar ein zweites Mal geschafft.