Transalp 2009 - Mit 100 Jahren vom Allgäu nach Genua

Tagebuch der Vorbereitung

 

05.06.2009  Die Saison hat begonnen

So spät wie dieses Jahr ist es mit der ersten Tour noch nie geworden. Am Pfingstmontag war der Schnee endlich soweit nach oben ausgewichen, dass wenigstens unterhalb der Waldgrenze auf die Ski verzichtet werden konnte. Dank des eher mäßigen Wetters ist auf der Runde über die Enningalm und das Hasenjöchl wenig bis gar nichts los. Noch wackelt das Vorderrad bei der Abfahrt mehr als unbedingt nötig und die ersten Kehren fühlen sich enger an als sie sind.

Es ist auch die erste Tour für mein neu auferstandenes Red-Bull Werks-ES.

Es hat einige Zeit gedauert, bis Rose aus meinem Schrotthaufen wieder einen fahrbaren Untersatz geschaffen hat. Ohne Diskussionen wurde mein zerbrochener Rahmen auf Garantie ausgetauscht. Überrascht war ich allerdings doch, als am Hinterrad auch eine nagelneue Bremsscheibe vor sich hinblinkte. Eigentlich ein toller Service. Etwas störend war allerdings, dass statt der vorher 190 mm jetzt ein zierliches 160er Scheibchen dazu beitragen sollte, mein knapp unter hundert Kilo liegendes Kampfgewicht auch auf steiler Strecke zum Stehen zu bringen.

Etwas verwundert habe ich eine gute Woche versucht, per eMail und Telefon herauszubekommen, welcher tiefere Sinn dahinter lag. Letztendlich wurde ich ausführlich darüber belehrt, dass die Größe der Bremsscheibe reine Geschmackssache sei. Wer richtig bremse, würde auch keine überhitzte Bremsanlage bekommen. Kein Mensch würde mehr als 160er Scheiben brauchen. Außerdem würde in den neuen Rahmen kein Adapter für größere Bremsscheiben meiner alten Magura Louise passen.

Nach vielem Hin und Her bekam ich wenigstens die Bestätigung, dass das neue Modell der Magura zumindest mit 180 mm in den Rahmen passen würde.

Da ich mir sicher sein kann, nie richtig bremsen zu lernen, habe ich schließlich lieber knapp zweihundert Euro in eine nagelneue Louise investiert und, weil es im Internet ein Sonderangebot gab, gleich noch eine neue Federgabel geordert.

Infolge der Garantiefälle des letzten Jahres, diverser abnutzungsbedingter Austauschaktionen sowie der Aufrüstung von Bremsen und Gabel besteht mein Red Bull Baujahr 2006 jetzt noch aus folgenden Originalteilen:

  1. Vorderes Laufrad Mavic Crossmax Enduro
  2. Steuersatz, Vorbau und Lenker von Race Face
  3. Klingel Marke Billig
  4. Schalthebel Shimano XT und der dazu passende Umwerfer

Die wenigen sonstigen Anbauteile sowie Rahmen und Hinterbauschwinge wurden zwischenzeitlich ausgetauscht. Trotz seines Alters von mittlerweile drei Jahren steht mein Rad dadurch jetzt wie neu da.

Mein altes Fully hat die ausgetauschte Gabel und die ausrangierte Bremsanlage geerbt und wurde damit dafür belohnt, dass es mit im Winter als Ersatz zur Verfügung stand.

 

23.06.2009  Die Saison kommt nicht so recht in Schwung

Das Wetter ist dieses Jahr noch nicht so optimal. Normalerweise haben wir Ende Juni schon einige Touren in den Bergen hinter uns. Entweder war es dieses Jahr immer zu kalt, zu nass, zu weiß (Schnee) oder wir hatten keine Zeit. Damit wir endlich einmal wieder etwas zum Üben kommen, wollen wir nächste Woche ein paar freie Urlaubstage dazu nutzen, eine kleine Runde mit dem Rad zu drehen. Wenn das Wetter mitspielt, fahren wir irgendwo in Richtung Süden. Die Entscheidung ist noch bis Donnerstag vertagt. Dann dürfte der Wetterbericht zuverlässig genug sein, um ein geeignetes Ziel auswählen zu können. 

Je nach Lust, Kraft, Ausdauer und Wetter werden wir dann gleich ein paar Tage am Stück durch die Berge fahren. Unser eigentliches Ziel: endlich wieder etwas Kondition aufbauen ... es ist dringend nötig.

 

07.07.2009  Eine Woche Muskelkater mit Blitz, Donner, Hagel, Schnee und Sturm

Eine kleine Trainingsrunde von und nach Pontresina liegt hinter uns. Obwohl wir nur einen Kringel um die Bernina gezogen haben, hatte ich zwischen dem zweiten und siebten Arbeitstag einen ausgewachsenen Muskelkater in den Oberschenkeln. Erst am vorletzten Tag war das Schmerzgefühl wieder verschwunden.

Um das doppelte Wochenende etwas zu würzen, sind wir nicht auf dem kürzesten Weg um die Bernina gefahren. Nur am ersten und am letzten Tag waren wir auf der Standardrunde aus der Zahnfibel II unterwegs (Bernina-Pass und Passo Muretto). Den Rest haben wir selbst zusammengestöpselt (u.a. Passo del Venerocolo, Passo Manina, Forcella d´Artavaggio, Pian Bobbio, Colle Dudello, Piani dell´Avaro, Forcolina di Torcola, Passo di Dordona, Passo di Caldenno).

Während an den beiden Wochenenden eher ruhiges Wetter die Regel war, hatten wir dank klimatischer Ereignisse zwischen Montag und Donnerstag sehr unterhaltsame Stunden. Zum krönenden Abschluss durften wir eine 500-Höhenmeter-Abfahrt auf Schnee in Richtung Maloja-Pass genießen.

Obwohl es mit nur 9 Fahrtagen ja wahrscheinlich keine richtige Tour der Klasse Alpencross war, haben wir doch einen kleinen Bericht zu dieser Runde zusammengestellt

     ... zum Tourbericht Bernina

 

19.08.2009  Die heiße Phase der Vorbereitung geht zu Ende

Übermorgen sollte es eigentlich losgehen, d.h. morgen wäre der letzte Arbeitstag. Daraus wird aber leider nichts. Beide haben wir gerade unabhängig voneinander festgestellt, dass wir es nicht schaffen. Die Arbeit auf unseren Schreibtischen stapelt sich in rekordverdächtige Höhen. Wir verschieben den Start auf Samstag.

Wie immer wird es wohl bis in die letzten Minuten dauern, bis wir es schaffen, unsere Rucksäcke fertig zu packen. Nach aktuellem Plan stehen wir am frühen Samstag morgen am Augsburger Bahnhof und fahren mit dem Zug weiter nach Oberstdorf, dem klassischen Startort für eine echte Alpenüberquerung. Unser Ziel ist allerdings wieder einmal nicht der Gardasee.

Drei Wochen nach dem Start müssen wir auf jeden Fall in Verona ankommen, da wir bereits den Nachtzug für die Rückfahrt gebucht haben. Die Zeit dazwischen werden wir uns mit Radfahren vertreiben. Es soll wieder einmal Richtung Mittelmeer gehen.

Auf Tour

Unsere Jubiläumstour ist Geschichte. Im fast schon biblischen Alpenüberquereralter von zusammen 100 Jahren sind wir noch ein, wahrscheinlich letztes, Mal aus unserer Fernsehsofalandschaft herausgekrochen. Auch wenn die Touren immer gemütlicher und die Etappen immer kürzer werden, so hat es doch geklappt.

Vom 22. August bis zum 13. September 2009 sind wir auf klassischer Strecke in Oberstdorf gestartet und in Sichtweite von Genua wieder vom Rad gestiegen.
 

1056.3 km, n/a

! Punktzahl des Tracks ist auf max. 1.000 reduziert, so bleibt noch Raum für die eigene Fantasie !

17.09.2009  Wir sind zurück!

Am Montag Morgen sind wir kurz vor Acht wieder zuhause angekommen. Ein ordentlicher Jetlag steckt seitdem in unseren Knochen, da uns die Rückfahrt von Genua über Verona eine komplette Nachtruhe geraubt hat.

Wir haben es tatsächlich geschafft, am Samstag vor drei Wochen in Oberstdorf auf unsere Räder zu steigen und als erstes den legendären Schrofenpass bei äußerst mäßigem Wetter zu überqueren. Drei Wochen später war der Monte Beigua in Sichtweite von Genua das letzte Hindernis auf dem Weg an das Mittelmeer.  Dazwischen lagen wieder einmal eine Menge Pässe, von denen wir bis vor kurzem noch nicht einmal den Namen gekannt hatten. Der erste Tag war zum Glück sowohl der kälteste als auch der nässeste. Nur am schweizer Schmorras-Pass war Wasser für ein paar Stunden nicht nur in den Bächen zu sehen. Die weiteren Stationen zwischen Comersee, Monte Rosa, Gran Paradiso, Queyras, Seealpen und Ligurien konnten wir bei schönstem Sommerwetter genießen.
 
 

09.10.2009  Ein würdiger Saisonabschluss? Kann gut sein!

Am letzten Sonntag haben wir das langsam zu Ende gehende, sommerliche Herbstwetter vermutlich ein letztes Mal in diesem Jahr für einen Tagesausflug in die heimischen Berge genutzt. Wie schon einige Male zuvor stellen wir das Auto an der nördlichen Rampe des Fernpasses ab. Der herrliche Tag bringt uns sehr gemütlich im Kreis um den Wannig. Wir benutzen dabei so ziemlich alle Möglichkeiten der hier zahlreich existierenden und nicht ganz anspruchslosen Trails rund um diesen dicken Berg.

Die Abfahrt von der Nassereither Alm ist abgesehen von den nicht besonders langen Schiebepassage ideal, um viel Spaß zu haben. Deutlich anspruchsvoller ist dann schon die Strecke hinter dem Marienbergjoch. Es gibt hier trotz idealer Verhältnisse (trocken wie nie) Einiges zu schieben.

Das wird es dann wohl für dieses Jahr gewesen sein.