Fachlexikon für BikeBergWanderer und sonstige Bergüberquerer
Alpencross
Der kleine, leicht zurückgebliebene Bruder der Transalp. Hält sich im Gegensatz zur Transalp an keine Regeln. Es geht einfach mit dem Rad kreuz und quer von irgendeinem Punkt zu irgendeinem anderen Punkt. Besonders egozentrisch veranlagte Fahrer legen diese beiden Punkte auch noch zusammen. Dieser sinnlose Akt der Bewegung sollte sich allerdings wenigstens, wie auch die Transalp, ausschließlich im mitteleuropäischen Hochgebirge abspielen.
Bikebergsteigen - BBS
Das Rad wird irgendwie aus eigener Kraft den Berg hinaufgeschafft. Ob fahrend, schiebend, tragend oder als wilde Mischung aus allem, spielt keine große Rolle. Wichtig ist jedoch, dass bereits im Aufstieg große Schwierigkeiten auf langen Wegen zu bewältigen sind.
Bergab geht es in jedem Fall fahrend durch unfahrbares Gelände. Während der klassische Bergsteiger hier zu Seil, Pickel und Steigeisen greift, genügt dem Bikebergsteiger das Wissen um seine außergewöhnlichen Fähigkeiten.
Bikebergwandern - BBW
Im Gegensatz zum Bikebergsteigen wird das Rad beim Bikebergwandern nicht nur den Berg hinaufgetragen, sondern gerne und oft auch wieder hinunter. Wie schon der Bikebergsteiger so weiß auch der Bikebergwanderer um seine Fähigkeiten. Deshalb dienen ihm Schwierigkeiten nur dazu, sie zu umgehen.
Bremse
Für Radfahrer stellen zwei Vertreter dieser Gattung eine immerwährende Gefahr dar. Die Attacke beider Arten erzeugt jeweils große und anhaltende Schmerzen. Die Rinderbremse verbeißt sich aggressiv und hemmungslos in ihr Opfer, um diesem das Blut abzuzapfen und dabei ein schmerzhaftes Gift zu injizieren. Die Scheibenbremse hingegen lauert im Hintergrund oft stundenlang auf ihre Chance. Urplötzlich und völlig unerwartet greift sie ihr argloses Opfer an und schlägt ihre glühenden Greifer in die meist ungeschützte Wade.
BrombeereEin Lebewesen wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde. In Form der schwarzen Früchte ein leckeres Zwischenmahl. Der Rest der Pflanze hängt bevorzugt von oben auf Singletrails herunter und erfreut sich daran, dem arglosen Radler die Fetzen aus der Haut zu reißen. |
Fahrrad
Vermutlich das am meisten hinsichtlich seiner Bedeutung überschätzte Ausrüstungsteil des Alpenradlers. Die Erfahrung zeigt, dass kein direkter Zusammenhang zwischen Fahrkönnen auf der einen Seite und Federweg oder Rahmengewicht auf der anderen Seite besteht.
Federweg
Je älter man wird, desto mehr weiß man ihn zu schätzen. Hilft gegen Sitzbeschwerden, Handgelenksschmerzen und fahrtechnische Unfähigkeit.
Gardasee
Das einzig wahre Ziel für einen echten Transalp-Fahrer. Außenseiter sehen den Gardasee nur als Etappenziel. Die wenigen Anderen, die es dann noch gibt, bekommt man selten zu Gesicht.
Gefahren
Ein sehr vielschichtiges Phänomen. Zu unterscheiden in objektive und subjektive Gefahren, wobei auch die objektiven Gefahren subjektiv unterschiedlich beurteilt werden. Zu den objektiven Gefahren siehe auch Spinne, Hunde, Hirschlausfliege, Wollschaf, Kuh, Pferd, Pedal, Kettenblatt, Bremse, Brombeere, Schwein.
GPS
Das digitale Orientierungsgerät ist ein Muss für jeden Technikfreund. Wer es besitzt, steigt in der Gruppenhierarchie solange nach oben, bis er sich trotz oder gerade wegen des Gerätes das erste mal so richtig verfährt. Die beste Garantie dafür, das auch sicher zu schaffen, sind wahllos aus dem Internet herunter geladene Tracks zweifelhafter Herkunft.
Für wirklich lange Strecken gibt es zwei Möglichkeiten, sich zu orientieren. Entweder man nimmt 20 bis 30 Landkarten mit einem Gewicht von zwei Kilo und mehr auf Tour oder man packt das kleine Kästchen an den Lenker und sucht danach ständig nach Steckdosen, um die Batterien wieder zu laden.
Hirschlausfliege
Das fliegende Minimonster schlechthin. Dagegen sind Frankenstein und Piranhas die reinsten Langeweiler. Wer in einen Schwarm mit diesem geflügelten Kampfhunden fährt und nicht in Panik gerät, ist entweder schon tot oder in selbstmörderischer Absicht unterwegs. Sobald sie eine Zapfstelle erreicht haben, werfen sie ihre Flügel ab und schlagen zu.
Höhenmeter
Nur sehr entfernt mit dem Kilometer verwandt. Wichtigste Maßeinheit für den Vergleich zweier konkurrierender Radfahrer. In der verschärften Variante erfolgt der Vergleich in der Einheit Höhenmeter je Tag oder bei Extremisten sogar in Höhenmeter je Stunde.
Hund
Angeblich der beste Freund des Menschen. Dies gilt wohl nur, solange dieser nicht auf einem Rad sitzt oder ein solches mit sich führt. In den Ostalpen meist friedfertig und zurückhaltend. Viele Hunde der Westalpen sehen nicht den Menschen als ihren besten Freund an, sondern das gemeine Wollschaf. Sie haben sonst keine Freunde und zeigen das auch gerne, damit es so bleibt.
Kehre
Ebenso wie senkrechte Felswände und große Wasserflächen ist die kleine Schwester der Kurve für Anfänger absolut nicht befahrbar. Ein besonderer Fall ist die gefaltete Kehre, der durch Stauchungen jeglicher Kurvenradius abhanden gekommen ist. Auch ein Rad mit kleinstem Wendekreis nutzt einem in dieser so genannten Spitzkehre nichts.
Kettenblatt
Neben der Scheibenbremse der zweite große Feind der Radlerwade. Während die Bremse bevorzugt ein ansprechendes Lochmuster aufdampft, tätowiert das Kettenblatt in der Regel ein dekoratives Zackenornament.
Kondition
Nach einschlägiger Meinung der Fachliteratur nur durch dauerndes Training zu erreichen. Man kann durchaus auch ohne Kondition auf Tour gehen und pfeift dann solange aus dem letzten Loch, bis der Körper sich nach einigen Tagen endlich geschlagen gibt und etwas davon bereitstellt. Am meisten Kondition hat man dann, wenn man sie nicht mehr braucht, nämlich am Ende einer Alpenüberquerung.
Kuh
Ein im Grunde seines Herzens absolut harmloses und geselliges Wesen. Kann in einsamen Almgebieten jedoch sehr neugierig werden und entwickelt sich dann zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung für die gesamte Ausrüstung. Besonders beliebt sind schweiß- und salzgetränkte Ledersättel und Helme. Auch der schwitzende Radler selbst darf sich vor der riesigen Zunge nie ganz sicher fühlen.
Kurve
Freund des fortgeschrittenen Downhill-Fahrers. Angstgegner des fahrtechnischen Anfängers. Vor allem Anfänger besitzen meist Räder mit einem viel zu großen Wenderadius und haben dann Gleichgewichtsprobleme beim Durchqueren.
Lift
Für den Puristen und echten Alpenüberquerer ein absolutes Tabu. Wer auch nur einen Höhenmeter mit dem Lift zurücklegt, kann das Ziel einer echten Transalp schon zu den Akten legen. Alle anderen können getrost ein paar Euro ausgeben und es sich gemütlich machen. Zu den eigentlich unerlaubten Hilfsmitteln gehören jedoch auch Verkehrsmittel, die keinen wirklichen Höhengewinn versprechen. Im weitesten Sinne zählt dazu alles, was schwimmt und keine zwei Arme hat.
Mitfahrer
Erfahrungsgemäß kommt man nur mit einem Menschen auf dieser Welt immer sehr gut aus. Mit allen anderen gibt es früher oder später Reibereien. Dennoch muss man nicht unbedingt alleine fahren. Wer auf den Standardrouten zwischen Bayern und dem Gardasee unterwegs ist, kann sich jeden Tag auf ein Neues seine Mitfahrer aussuchen. Es gibt genügend davon. Abseits dieser Hauptstrecken und in den Westalpen sowieso überall, ist der Verzicht auf von zuhause mitgebrachte Mitfahrer nur wirklich einsamkeitsliebenden Eigenbrötlern zu empfehlen.
Ostalpen
Die Heimat des Transalp-Fahrers und des Gardasees. Spielort von Legenden aller Art.
Packliste
Das Thema Nummer eins aller Alpenüberquereraspiranten, die noch keine Tour hinter sich haben. Obwohl sie es besser wissen müssten, verbringen auch alte Hasen meist Tage damit, vor einer Tour auch das letzte Gramm zur Gewichtseinsparung aus der Ausrüstung herauszukitzeln. Eine eichfähige Präzisionswaage mit einer Messgenauigkeit im Milligramm-Bereich gehört in jedem Fall zur Basisausstattung jedes Alpenradlers.
Kaum ist man allerdings auf Tour, muss man dann feststellen, dass die mühsam erkämpften Einsparungen durch den Alltagsbetrieb zunichte gemacht werden. Nasse Kleidung, unsinnig große Essensvorräte, Tageszeitung, Reisesouvenirs und manchmal auch eine dicke Dreckkruste bringen das Gewicht der Ausrüstung wieder nach oben.
Pedal
Jede Pedalart sollte eine optimale, jederzeit zu unterbrechende Verbindung zwischen dem Radfahrerfuß und dem Rad schaffen. Keine Pedalart erfüllt dies ohne Nebenwirkungen. Bei Alpenradlern sind drei Typen verbreitet anzutreffen.
Bei Bärentatzen und Plattformpedalen ist die Qualität der Bindung direkt proportional zu den Schmerzen am Unterschenkel. Je besser ein Pedal an der Sohle haftet, desto größer sind die Schäden am Bein, die sich einstellen, wenn man versucht, neben dem Rad zu gehen.
Click-Pedale sind im Gegensatz dazu ungefährlich, solange man sie nicht bestimmungsgemäß benutzt. Ein im Pedal eingerasteter Schuh stellt jedoch eine völlig unkalkulierbare Gefahrenquelle dar. Bevorzugt immer dann, wenn es wirklich eilt, weigern sich Clickpedale, die Verbindung mit dem Schuh wieder freizugeben.
Protektoren
Davon kann man eigentlich nie genug haben. Nur selten schafft man es im Falle eines Sturzes, ausschließlich auf den gepolsterten Körperteilen zu landen. Je mehr man allerdings davon hat, desto geringer sind die Blessuren. Mit einem Deckel auf Knie und Ellenbogen ist man zusammen mit Helm und Rucksack schon ganz gut ausgestattet.
Tipp: Neoprenschützer verwenden. Die lassen sich leichter am Rad verstauen. Gegen Schäden an der Hüfte kann auch ein passend zugeschnittenes Stück Wellpappe in doppelter Lage in die Radhose geschoben werden (siehe auch Foto unter Reiseapotheke).
Reifen
Keine Ahnung, wie andere es anstellen, damit zurechtzukommen. Wir schaffen es einfach nicht, uns mit den dünnen Wursthäuten anzufreunden. Wahrscheinlich sind wir für die Klasse der Nobby Nics oder Mountain Kings einfach zu schwer. Unsere Versuche diesbezüglich haben nur den Umsatz an Ersatzschläuchen und Flickzeug angekurbelt. Halbwegs sicher vor Reparaturen ist man erst mit einem dickeren Maxxis oder wenigstens einem Big Betty. Wer regelmäßig diese Reifenart fährt, braucht sich um seine Kondition keine Gedanken zu machen.
Reiseapotheke
Jeder ernsthafte Versuch, alle möglichen Reisebeschwerden mit dem Vorratslager im Rucksack zu bekämpfen ist per se zum Scheitern verurteilt. Selbst wenn man sich verbandstechnisch und medikamentös auf alle denkbaren Möglichkeiten an Verletzungen und Krankheiten eingestellt hat, kommt immer wieder eine nicht geplante Überraschung. Was nie schadet, ist ein größerer Bestand an Pflastern und Mullbinden.
Routenplanung
Ein Mysterium für alle Unorganisierten oder Leute mit wenig freier Zeit. Es soll Menschen geben, die jeden Kilometer im Voraus planen.
Schwein
Was viele nur vom Teller kennen, gibt es auch in freilaufender Form. Die unternehmungslustigen Tierchen fressen so ziemlich alles, was ihnen ins Maul kommt. Wer eines sieht, sollte sein Rad nicht unbeaufsichtigt liegen oder stehen lassen. Ein ähnlicher Rat sei auch Bauern gegeben, die eine Milchkuh haben. Auch hier ist der Landwirt gut beraten, auf sein gutes Stück aufzupassen.
Schwierigkeiten
Je geringer die persönlichen Fertigkeiten ausgeprägt sind, desto mehr kennt man davon. Ein Fremdwort für wirklich hervorragende Fahrer. Für die wenigen anderen heißt es beim plötzlichen Auftreten derselben, anhalten, absteigen und schieben.
Spinne
Ein in seiner Bedeutung für den Bergradler nicht zu unterschätzendes Lebewesen. Ihre Fangnetze können auch einen 100-Kilo-Mann aus dem Sattel heben. Das einzige Gegenmittel ist ein gut trainierter, eiserner Wille. Nur damit kann man der Versuchung widerstehen, die Hände vom Lenker zu nehmen, um sich damit in Panik die Fäden aus dem Gesicht zu wischen.
Training
Nur Masochisten haben tatsächlich Freude daran. Die meisten anderen lassen es entweder bleiben oder üben zur Vermeidung ernster Schäden lieber im Simulator (siehe Foto). Siehe auch Kondition.
Transalp
Nur Laien und Anfänger nehmen diesen Begriff wörtlich. Es geht hier aber nicht einfach um einen Transit über die Alpen. Die Tour muss, um halbwegs ordnungsgemäß ausgeführt zu werden, senkrecht zur Längsachse des Alpenbogens gelegt werden. Start- und Zielpunkt haben dabei möglichst weit auseinander zu liegen. Puristen wird das nicht genügen. Für sie gilt eine Radtour nur dann als Transalp, wenn sie am Nordrand der Berge beginnt und am Gardasee endet. Selbst die Gegenrichtung auf selber Strecke gilt nicht. Siehe auch Alpencross.
Trinkflasche
Der Kleingarten für den mobilen Schrebergärtner. Es ist eine Freude zu sehen, wie die unterschiedlichsten Arten von bunt gemusterten Pilzen, Algen und Bakterien in friedlicher Symbiose die Gunst der regelmäßigen Fruchtsaftdüngung nutzen.
Unterkunft
Neben der althergebrachten Möglichkeit, in einem leinenbezogenen Bett zu nächtigen, bestehen für den Alpenradler schier unzählige Optionen, den kommenden Sonnenaufgang abzuwarten. Außerhalb der Ostalpen müssen diese auch immer wieder genutzt werden. Dies trifft vor allem auch diejenigen, die sich nicht ausreichend bei der Routenplanung engagieren, also wohl die meisten.
Westalpen
Anhängsel der Ostalpen auf ihrer linken Seite. Für die Franzosen das einzige Wahre, da sie nichts anderes haben. Eigentlich idealer Ort für eine Transalp, da es quer zur Längsachse der Alpen keine Stelle gibt, an der mit weniger Zeit- und Kalorienaufwand eine Realisierung möglich ist. Dennoch ausgesprochen unpopulär, da es an Seen als Zielort mangelt.
Wollschaf
Gefährlichste Tierart der Alpen. In den Ostalpen meist nur in kleinen Gruppen anzutreffen, dann harmlos. In den Westalpen vielfach zu großen Horden zusammengeschlossen und dann brandgefährlich für alle, die größer sind als eine Maus. Siehe auch Hunde.